Queer-Springer SSV

Schachsportverein
für Schwule & Lesben

Turniertagebuch: Eckbauer 2009

1. Runde - 14.09.2009

Es ist ein Jammer! Da freut man sich tagelang, dass man nach fast drei Monaten Pause endlich wieder ans Schachbrett kann, und dann wacht man morgens mit Kopfschmerzen auf, zu denen sich im Laufe des Tages auch noch Halsschmerzen gesellen, gepaart mit allgemeiner Schläfrigkeit.

Auch Sonja hatte sich den Turnierbeginn sicher anders vorgestellt. Um 17 Uhr entschloss sie sich notgedrungen spontan zu einer kleinen Zahn-Not-OP und drohte, nicht teilnehmen zu können. Doch der Zahnarzt verstand sein Handwerk, und als wenn nichts gewesen wäre, trudelte unsere Sonne pünktlich (mit dem Fahrrad!) ein.

Wanja, der kürzlich beim Weiße Dame-Open für Furore sorgte, indem er in der ersten Runde einem der Favoriten den Garaus machte, vervollständigt das Queerspringer-Trio beim diesjährigen Eckbauer-Open.

Mir war schon klar, dass ich als 1600er in der ersten Runde, wie bei jedem Open, einen Hammergegner zugelost bekommen würde. Dass es dann Martin G. an Brett 3 war, der bei allen Turnieren, bei denen ich bisher teilgenommen hab, entweder Sieger oder Fast-Sieger war, machte mich ein bisschen fatalistisch. Selbst im Top-Zustand wär das eine harte Nuss gewesen, in dem desolaten Zustand, in dem ich war, praktisch unlösbar.
Er wich von der Hauptvariante meiner Lieblingseröffnung ab, ich fand nicht die richtige Antwort, stellte mich unpraktisch auf und so nahm das Malheur seinen Lauf. Martin hat nicht mit voller Kraft gespielt, d.h. er wusste, dass er nichts riskieren musste, um gegen mich zu gewinnen, und spielte solide und auf Sicherheit. Dummerweise führte dies zu einer Stellung, in der ich mich zwar strategisch früh verloren fühlte, aber doch nie so klar verloren, dass ich beruhigt aufgeben konnte.
Irgendwann konnte ich aber einfach nicht mehr. Zu wissen, dass man in den kommenden 20 Zügen sauber zusammengeschoben wird, während man eigentlich viel lieber im Bett liegen und sich ausschlafen würde, ist kein befriedigender Zustand. Und so gab ich meine Partie - zur größten Überraschung meines Gegners - in dieser Stellung auf, in der ich auch nach 15-minütigem Nachdenken einfach keinen sinnvollen Zug mehr fand:

Gerade rechtzeitig, um die Schlussphasen der anderen beiden Partien beobachten zu können. Auch Sonja und Wanja hatten viel stärkere Gegner bekommen.
Sonja hielt eigentlich lange gut mit - den Bauern gab sie freiwillig, wie sie beteuerte. Als aber ihr Gegner die Türme tauschte und nur noch Springer und Bauern übrigblieben, war es doch eben ein Bauer zu wenig.
Besser machte es Wanja, der sich zum Favoritenschreck dieses Herbstes mausert. Der König seines Gegners kam nicht aus der Mitte heraus, es kam zu Verwicklungen, in denen Wanja zwar einen Bauern (nebensächlich!) nicht aber den Überblick (wichtig!) verlor. Am Ende hatte er die Qualität mehr, neutralisierte durch Abtausch des letzten Figurenpaares raffiniert die gegnerischen Freibauern und bekam den Punkt. Respekt und Gratulation!


Hier wickelte Wanja mit 1. ..., Txc7 2. Kd3, Td7 ab
und Weiß gab auf.

Zur Belohnung darf sich Wanja in der nächsten Runde im Haifischbecken der Elite rumschlagen, während Sonja und ich - in hoffentlich soliderem Zustand - unsere Punkte bei den Patzerkollegen einsammeln.

[MarcR]

>>Die 2. Runde