Queer-Springer SSV

Schachsportverein
für Schwule & Lesben

BMM • Saison 2009/2010

Spielberichte

1. Spieltag am 11.10.2009
SC Weisse Dame 2 : Queer-Springer 1
1.5 : 6.5

Weiße Dame ohne Chance

Wir waren gewarnt: Weiße Dame II holte sich im vergangen Jahr den Vizemeistertitel und wollte auch dieses Jahr natürlich wieder vorne mit dabei sein. Doch schon recht bald zeichnete sich ein Debakel für sie ab.

Die Partie an Brett vier ging schon mal kampflos an uns, da der Gegner von Frank die neue Karenzzeit um Haaresbreite verpasste.

An Brett 1 spielte Stefan gegen die Sizilianische Verteidigung seinen geliebten geschlossen Aufbau und ließ während der gesamten Partie kaum Gegenspiel zu, seinen Vorteil verwertete er in einem genau vorgetragenen Endspiel.

An Brett 2 geriet Axel recht früh in große Schwierigkeiten in einem c3 Sizilianer als Schwarzer, doch er verteidigte sich sehr zäh mit einer ganzen Reihe "einziger Züge" (Zitat Axel). Sein Gegner konnte den Sack nicht zumachen und unterlag Axel gar noch, nachdem sich sein König in einem fürchterlichen Mattnetz verstrickt hatte.

An Brett drei überspielte Holger seinen Gegner bereits sehr früh und erhielt den Vorteil des Läuferpaares. Unerbittlich verstärkter er nach und nach den Druck, bis der Punkt dann auch sicher eingefahren war.

Michael (5) und sein Kontrahent waren beide an diesem Sonntagmorgen eher friedlich gestimmt und vereinbarten ein Remis durch Zugwiederholung, angesichts des Spielverlaufs in Ordnung.
Ich selbst an Brett 5 verbarrikadierte mich in einem Stonewall-Holländer und mir gelang es doch tatsächlich mit einer Variante aus "den 50er Jahren" (Axel) dank kleiner Ungenauigkeiten meines Gegenübers sogar Vorteil zu erzielen. Leider übersah ich einen Bauerngewinn und die Partie endete ebenfalls durch Zugwiederholungin beiderseitiger Zeitnot Remis.

Karin spielte auch sehr sicher ein Damengambit und übte ständig etwas Druck aus. Leider hat es dann zum Sieg doch nicht ganz gereicht.

Peter, "unsere Heeresgruppe München-Mitte" , nutzte eine Unachtsamkeit seines Gegners bereits in der Eröffnung gekonnt aus und ließ dann auch nichts mehr anbrennen, auch ein Verzweiflungsopfer wurde kaltblütig abgewehrt. Seine Eröffnungen sollte man in der Landesliga schon etwas kennen, sage ich mal und hoffe, dass mir das nicht als Überheblichkeit ausgelegt wird.

So lautete das verdiente Ergebnis am Ende souverän 6,5:1,5 für Q1!
Es darf getäumt werden!

[Olaf]

Historisch?!

Es lief gut, ja:

Gleich zu Beginn „holten“ wir den vielleicht ersten kampflosen Punkt nach der neuen Regel. Und das knapp: Ungefähr 9.35 Uhr betrat Claudio Gerschau – scheinbar gar nicht in Eile – den Spielsaal. Nach kurzer Rückfrage bei uns trug Schiedsrichter Guido Feldmann das „-:+“ in den Spielbericht ein. Später wollte der liebenswürdige Herr (Rechtsanwalt) Uhl von Weiße Dame gegen diese (eigene) Entscheidung noch unbedingt Protest einlegen; er war gar nicht zu beruhigen. Die abenteuerlichen Gründe dafür möchte ich nicht noch durch ihre Wiederholung adeln. Es scheint aber auch so, als hätten die im übrigen sympathischen Gastgeber von Weiße Dame ihren Protestanten dann doch noch eingefangen, denn von einem Protest haben wir bisher nichts gehört. Frank (4) hatte dadurch zwar keine Partie, er blieb aber doch bis zum Ende!
1:0

Michael (5) war – um das noch mal klar zu stellen – nicht friedfertig drauf! Er machte nur schnell Remis. Und das kam so: In einer langen Eröffnungsvariante schien sich ein überfallartiger Angriff der Leichtfiguren anzubieten. Tatsächlich gab es für den Gegner dann aber einen schnöden Rückzug, durch den er eben nicht das Läuferpaar aufgeben musste. Nun konnte Michael wählen: Rückzug der Leichtfiguren, was dem Gegner etliche Tempi im Vergleich zum normalen Verlauf gegeben hätte … oder Zugwiederholung …
1,5:0,5

Frank, der inzwischen beobachtend umher lief, forderte aber auch schon zu Punkteteilungen auf. Peter stand nämlich so schön … Zwei folgten dem Aufruf:

Olaf (6) hatte für meinen Geschmack aus der Eröffnung heraus keine schöne Stellung. Dann befreite er sich aber, ließ eine Chance auf klaren Vorteil aus und bekam Ausgleich im Turmendspiel.
2:1

Karin (7) hatte ihrerseits – ganz unvoreingenommen – das Läuferpaar schon früh aufgegeben, um in Ruhe einen Minoritätsangriff durchführen zu können. Dieser verlief dann wohl nicht ganz optimal; ein schwarzer Bauer lief bedenklich weit nach vorn. Aber in der Zeitnotphase stellte der Gegner diesen Bauern dann einfach ein. Nun war Karin im Vorteil, aber der Gegner hatte wohl gerade noch genug Spiel bekommen: Er konnte ein paar Drohungen aufstellen, die Karin dazu bewogen, sicherheitshalber die Züge zu wiederholen.
2,5:1,5

Das sah ich – jedenfalls nach den vorherigen Verwicklungen – mit großer Freude, denn:

Peter (8) stand tatsächlich schon seit Stunden auf Gewinn. Sein Gegner hatte die Eröffnung vollkommen misshandelt, und Peter hatte sich nicht lange bitten lassen, den Raum und auch einen Bauern gegriffen. Kurz vor der Zeitkontrolle kam es zwar noch mal zu Verwicklungen, als der Gegner wirklich alle Brücken hinter sich abbrach, aber Peter hatte genug Zeit und behielt die Übersicht.
3,5:1,5

Und meine Stellung (3) war auch schon einige Zeit zumindest sehr gut. Mein Gegner gestattete es mir nach der Eröffnung, bei guter Stellung das Läuferpaar zu bekommen. Raumvorteil kam hinzu, und trotz eines kleinen Übersehers in gegnerischer Zeitnot (blieb deshalb auch unbemerkt) brannte nichts mehr an.
4,5:1,5

Vollkommen unklar blieben sehr lange die beiden Spitzenbretter. Bei beiden hatte ich zwischenzeitlich einige Bedenken, jedenfalls Axel (2) wackelte ganz gehörig. Aber am Ende gewannen sowohl Stefan (1) als auch Axel (2), nachdem sie ihre Gegner mürbe gespielt hatten. Vielleicht spielte auch der hoffnungslose Stand eine Rolle.

Ein schöner Auftakt für die Saison. Dass uns nach nur einem Spieltag nun gleich ein historischer Höhenflug zugeschrieben wird (weil wir die Tabelle anführen), halte ich für arg verfrüht. Historisch ist vielleicht der erste kampflose Punkt nach nur wenig mehr als 30 Minuten …

[Holger Franke]