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Freitag, 11. Juni 2010

Ein richtig falsches Opfer

von MarcR • 00:17 • 8. Runde

Die Partie der 8. Runde gibt Rätsel auf.

Es war ein heißer Tag, schwüle, dicke Luft in den Kreuzberger Räumen und eine lange, komplizierte Partie wäre wahrlich kein Zuckerschlecken gewesen. Vielleicht hat mich das mit veranlasst, eine schnelle Entscheidung auf dem Brett zu suchen. Und die gab es dann auch.


Michael Glienke wählte einen Sizilianer, den er sehr schnell vortrug. Ich deutete das als häusliche Vorbereitung, während er in Wirklichkeit einfach einen Standardaufbau spielen wollte, wie er nach der Partie verriet.
Im Diagramm hatte er gerade 6. ..., Sd7 gespielt. Sicher nicht der ehrgeizigste Zug, weil es mir mehr Handlungsmöglichkeiten in Bezug auf die Deckung meines Zentrums gibt als es ein Springer auf c6 getan hätte. Aber ich sah auch einen verführerischen Einschlag auf f7, gefolgt von einem Springer auf g5-e6-g7 und vielleicht einer Dame auf b3, h5 oder f3. Und hier habe ich eine riesige Dummheit gemacht: ich habe nach einer halben Stunde Nachdenken 7. Lxf7+ gespielt, obwohl ich wusste, dass dieses Opfer eigentlich nicht korrekt sein kann. Sowas darf man eigentlich nicht tun. Nicht wenn man aufsteigen will! Aber mir war irgendwie nach ein bisschen Action zumute und ich fand, wichtiger als der Aufstieg wäre es, Spaß am Schach zu haben.

Der Witz an der Sache: ich habe gerade die Partie in meine Datenbank eingegeben, und: das Opfer ist absolut korrekt!! Der Computer sieht Weiß danach bei +- 1,25! Allerdings habe ich nicht so weitergespielt, wie es der Rechner tun würde, und so kamen wir in diese Stellung:


Weiß hat jetzt eigentlich schon nichts mehr für die Figur, außer zwei Bauern und einen potentiell unsicheren schwarzen König.

Ich hatte in den letzten Zügen ständig Schachs gegeben und ich bemerkte sehr wohl, dass Michael von der Königstreiberei zunehmend genervt war. Und irgendwie ahnte ich, wenn ich jetzt 13. Dh5+ spielte, würde er seinen König nach d8 stellen, um endlich keinen Schachs mehr ausgesetzt zu sein (während nach 13. ..., Kf8 das Gröbste überstanden wäre).
Ich machte meinen Zug und wartete. Er kam ans Brett, die Spannung stieg. Er schrieb meinen Zug auf, dachte kurz nach (er spielte alle seine Züge sehr schnell), nahm seinen König und setzt ihn nach... d8 natürlich.
Meine Antwort kam prompt:


Der alte Trick! Immer wieder gern (über)sehen.
Damit war die Partie entschieden. Ich musste noch ein bisschen auf kleine Fallen aufpassen, aber eigentlich konnte nix mehr passieren und irgendwann stellte Michael die Versuche ein.

Damit sind jetzt, eine Runde vor Schluss, noch 3 Spieler im Rennen um die zwei Aufstiegsplätze:
1. Andreas Lange 6,0
2. Icke 6,0
3. Robert von Jutrzenka 5,5

Es bleibt also spannend. Nächsten Dienstag habe ich es selbst in der Hand, den Aufstieg zu meistern. Ich freue mich drauf!

WolfgangB, 11.06.2010 09:08

Michael ist in guter Gesellschaft! Caro-Kann-Spieler kennen diese Falle/Panne aus der berühmt gewordenen Partie
Nunn,J (2615) - Georgiev,K (2595), Linares 1988 [B17]
1.e4 c6 2.d4 d5 3.Sd2 dxe4 4.Sxe4 Sd7 5.Sg5 h6 6.Se6 Da5+ 7.Ld2 Db6 8.Ld3 fxe6 9.Dh5+ Kd8 10.La5+- (42/1-0)