Queer-Springer SSV

Schachsportverein
für Schwule & Lesben

Klassenturniere 2010 - Blog

Mittwoch, 28. April 2010

Phoenix aus der Vulkanasche

von MarcR • 01:37 • 2. Runde

Ein eher entspannter Flug sollte es heute werden. Das Wetter war freundlich, Turbulenzen waren nicht zu erwarten.

Dirk Möller war mein Gegner dieser zweiten Runde, und wer ihn kennt, weiß, dass er trotz seiner eher niedrigen DWZ manchmal sehr gefährlich werden kann. Sein Problem ist, dass er gewonnene Stellungen zu oft verspielt und seine Vorteile wieder vergibt. Ich war vorgewarnt. Meine erste Partie gegen ihn hatte ich verloren, und in der zweiten konnte ich mich mit Mühe und Not noch rausschummeln, nachdem ich mit einem Minusturm glatt auf Verlust stand.

Mein Flieger geriet schon kurz nach dem Start in eine giftige Aschewolke. Die Sicht ließ rapide nach, der Autopilot fiel komplett aus, die Triebwerke gerieten erheblich ins Stottern.


In dieser Stellung hatte Dirk (Weiß) gerade das unternehmende 12. c4 gespielt und mich vor die schwierige Entscheidung gestellt, auf c4 zu nehmen, oder b5-b4 zu ziehen oder vielleicht erst den Läufer mit Sf5 zu vertreiben.

Nun, ich entschied mich wohl falsch, Weiß entfachte eine starke Initiative und einen gefährlichen Angriff.
Nach 18. Sxc8 sah es so aus:


und hier fielen meine Triebwerke nun endgültig aus. Ich dachte, dass nach 18. ..., Txc8 19. Dxa6 der Absturz unvermeidlich wäre und entschied mich, im Blindflug eine taktische Notlandung zu probieren und spielte 18. Txb2.
(Der Computer sagt mir, dass die Stellung nach 18. ..., Txc8 19. Dxa6, De4+ ausgeglichen gewesen wäre. *grrrr*) Trotzdem brachte mein Verzweiflungsopfer die Wende. Die Lage wurde unübersichtlich, Dirk dachte lange nach und fand nicht die besten Züge. Während ich nach 18 Zügen kaum mehr als 5 Minuten Zeit übrig hatte, hatte Dirk noch ein größeres Polster, das aber nun rapide abschmolz. Am Ende hatten wir beide nur noch 1-2 Minuten auf der Uhr (+ 30 Sekunden pro Zug), als Dirk schließlich den entscheidenden Fehler machte und mir ein einzügiges Matt erlaubte:


Weiß will keine Figur verlieren und spielt 26. Lb6??

Der Lack meines Fliegers war komplett ab, der Motor Totalschaden, aber irgendwie hat der Pilot die glückliche Notlandung doch noch geschafft.

Für Dirk tut es mir leid. Er hat über weite Strecken sehr stark gespielt; leider fehlte am Ende die Coolness. Unser geliebtes Killerspiel kann manchmal leider sehr brutal sein.

Nächste Woche ist eine Pause, die ich nach BMM, Vereinsmeisterschaft, OQT und BEM (alles nahtlos) sehr gut gebrauchen kann. In zwei Wochen geht's weiter und dann kommen für mich die entscheidenden Spiele um den Aufstieg in die B-Klasse.

HolgerF, 28.04.2010 09:24

Der Tsatsiki-Effekt?
Dirk hätte dir eben rechtzeitig durch den Vorstand des SCK ein Ausatemverbot erteilen lassen müssen!

OlafE, 28.04.2010 10:07

Die Stellung zur giftigen Aschewolke reizt mich: Hier hätte ich wohl die boost engine angeworfen und Sf5 gezogen und nach cb Sxe3 fe, Dh4+ mich für den Angriff entschieden. Das Bauernopfer auf b5 habe ich schon in ähnlichen Sizi Stellungen gesehen und hier sieht es wirklich gut aus.
Der Spassfaktor ist ist jedenfalls groß, aber trotdem werde ich tunlichst solche Stellungen meiden wollen, dann lieber was schön schwerblütiges;-)

MarcR, 28.04.2010 12:42

Ja, Olaf, das Bauernopfer wäre wahrscheinlich der richtige Weg gewesen. Ich bin leider nicht auf die Idee gekommen, den unfreiwilligen Verlust als Opfer umzudeuten.

Der Witz an der ganzen Sache: Ich hab die Züge jetzt mal mit der Engine geprüft und ich stand bis zum "Notopfer" im zweiten Diagramm überhaupt nicht schlechter! Es war die ganze Zeit im +=-Bereich! Also mal wieder alles nur Psychologie.